Digitale Ermittlungen - Vorbereitung auf eine komplexe Zukunft
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19. Sep 2022
Digitale Ermittlungen - Vorbereitung auf eine komplexe Zukunft
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Während die digitale Transformation in der Geschäftswelt weiter voranschreitet, erschweren neue Apps, Geräte und Plattformen die Arbeit von Ermittlern, die mutmaßliche Verstöße von Unternehmen untersuchen. Um die erforderlichen Daten zu sammeln, müssen die Ermittler vorausschauend vorgehen und sich auf ihre Intuition stützen.
Die digitale Transformation von Unternehmen und Behörden hat die Funktionsweise der globalen Wirtschaft grundlegend verändert. Es gibt neue Möglichkeiten, Kunden anzusprechen, neue Wege für den Kapitaltransfer und neue Optionen zur Einführung und Durchsetzung von Vorschriften.
Die Digitalisierung eröffnet neue Methoden zur Untersuchung mutmaßlicher Gesetzesverstöße. Dies ist ein großer Vorteil für die Ermittler, die sich dieser Aufgabe heute mit beispielloser Raffinesse widmen können.
Aber selbst mit den neuesten verfügbaren Tools müssen Ermittler umfassender darüber nachdenken, wie sie an die Ermittlungsarbeit herangehen – die ersten Phasen einer Untersuchung, in denen die beteiligten Parteien aufgefordert werden, relevante Aufzeichnungen und Beweise im Zusammenhang mit einem Fall vorzulegen. Daten können über mehrere Speicherorte verstreut sein. Die Ermittler müssen selbst die obskursten Anwendungen kennen, die Unternehmen verwenden, und hinsichtlich derneuesten Softwareplattformen stets auf dem Laufenden bleiben. Auch gibt es keine Einheitslösung: Da jede neue App in der Regel Daten nach eigenen Strukturvorgaben organisiert, müssen die Ermittler manchmal ihre eigenen Methoden entwickeln, um an die benötigten Daten zu gelangen.
Eine grenzüberschreitende Untersuchung bringt zusätzliche Anforderungen mit sich, einschließlich der Kenntnis der Datenschutzbestimmungen und Sicherheitsbelange in dem Rechtsraum, in dem die Untersuchung durchgeführt wird.
Aus diesen Gründen müssen sich die Ermittler vor Beginn der Ermittlungen einen detaillierten Überblick über die IT-Infrastruktur eines Unternehmens verschaffen, einschließlich aller verwendeten Anwendungen und Geräte.
Die Entwicklung der E-Discovery
Traditionell umfasst der Prozess der Discovery oder Offenlegung alle Etappen - von der Befragung von Personen bis zur Durchsicht von Papierdokumenten wie Aktennotizen und Rechnungen. Die Technologie spielt dabei eine wichtige Rolle, denn die Ermittler schöpfen alle technischen Möglichkeiten aus, von Transaktionsdaten bis hin zu der Frage, wer ein bestimmtes Dokument gesichtet hat.
Da die Informationslandschaft mittlerweile enorme Mengen (und unterschiedliche Arten) von Daten umfasst, wird die Technologie immer mehr zu einem integralen Bestandteil des elektronischen Discovery-Prozesses („E-Discovery“). Ermittler müssen im Rahmen des E-Discovery-Protokolls überall dort nachsehen, wo sich Daten auf Unternehmenssystemen befinden könnten, einschließlich Servern, Festplatten, persönlichen Geräten und Cloud-basierten Plattformen. Die in den Unternehmen verwendeten Kollaborationstools wie Microsoft Teams, OneNote, Trello und Telegram sind ebenfalls wichtige Quellen.
Tatsächlich sind Ermittlungen heute technologische Prozesse, ähnlich wie die vielen anderen Verfahren, die durch die digitale Transformation revolutioniert wurden.
Die Konzentration auf private Geräte
Mobile und private Geräte sind zwar keine neuen Datenquellen für Ermittler, aber sie sind weiterhin von großer Bedeutung.
Mit geschätzten 6,5 Milliarden aktiven Smartphone-Verträgen weltweit hat sich der Datenfluss auf mobile Geräte verlagert. Der typische Social-Media-Nutzer ist auf durchschnittlich 6,6 Social-Media-Plattformen aktiv, wobei viele diese Plattformen für die berufsbezogene Kommunikation nutzen. Diese Entwicklung wird sich wahrscheinlich in dem Maße weiter verstärken, in dem die jüngeren Generationen – die noch nie in einer Welt ohne soziale Medien gelebt haben – einen größeren Anteil an der Belegschaft haben.
Der Anstieg der Nutzerzahlen mit Bindung an mobile Geräte und Social-Media-Plattformen bedeutet, dass die für den Discovery-Prozess relevanten Daten zunehmend außerhalb der traditionellen Datensysteme erfasst werden. Für die Ermittler wird es immer schwieriger herauszufinden, wo diese Daten gespeichert sind und wie sie Zugang zu ihnen erhalten.
Die Zukunft steht praktisch vor der Tür
In dieser sich ständig weiterentwickelnden Landschaft reicht es für Ermittler nicht aus, sich nur auf die beliebtesten Apps oder Social Media-Plattformen zu konzentrieren. Sie müssen kreativ denken, um mit den technologischen Trends Schritt zu halten – oder ihnen sogar einen Schritt voraus zu sein. Es könnte sonst sehr gut sein, dass sie ausgerechnet die eine Information übersehen, die in einem behördlichen Verfahren den Ausschlag geben könnte.
Eine gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg. Am effektivsten werden die Ermittler sein, die nicht nur den Finger am Puls der Digitalisierung haben, sondern auch das große Ganze im Blick behalten.
Datum
19. Sep 2022
Wichtige Kontakte
Senior Managing Director, Leader of FTI Consulting DACH Region